Meinung

Neue Daten: Impfen richtet offenbar mehr Schaden an als Omikron

Die Corona-Impfungen sollen schwere Krankheitsverläufe verhindern, um die Intensivstationen vor Überlastung zu schützen. Doch das tun sie offenbar nicht, wie neue Daten belegen. Gleichwohl sorgt Omikron für mehr milde Verläufe, sodass die Medizin sogar schädlicher sein könnte als die Krankheit.
Neue Daten: Impfen richtet offenbar mehr Schaden an als OmikronQuelle: www.globallookpress.com © IMAGO / Christoph Hardt

von Susan Bonath

Noch immer werden die COVID-19-Impfstoffe als hochwirksam angepriesen. Zwar schützten sie bei der seit Monaten grassierenden Omikron-Variante, egal welchen Subtyps, nicht mehr so gut vor Ansteckung und Übertragung, heißt es – was viele Menschen im realen Leben mitbekommen haben dürften. Dennoch minimierten sie das Risiko für schwere Verläufe. Man schütze also sich selbst und die Intensivstationen vor Überlastung, so das Narrativ, das die Befürworter in der Politik für ihre Impfpflicht-Bestrebungen anführen.

Doch stimmt das überhaupt? Die Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sagen etwas anderes aus. Mehr noch: Scheinbar haben ein- und zweimal Geimpfte sogar ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe. Und angesichts weniger schwerer Verläufe und neuer Daten kristallisiert sich zunehmend heraus: Das Risiko für Impfschäden könnte mittlerweile höher sein als die Gefahr, mit Corona auf einer Intensivstation zu landen.

DIVI-Daten: Ungeimpfte nicht häufiger schwer krank als Geimpfte 

Vorab: Die Daten in Deutschland sind auch nach über zwei Jahren Corona-Management unvollständig und mangelhaft. Erst seit einigen Monaten erfasst die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in ihrem Intensivregister den Impfstatus von Corona-Patienten, jedenfalls des größten Teils. Vollständig sind die Meldungen dazu aber nicht.

Gezählt wird überdies nach wie vor unpräzise: Niemand weiß, wer wirklich wegen der Erkrankung COVID-19 behandelt wird. Schätzungen zufolge, über die in den letzten Monaten diverse Medien berichtet hatten, sind bis zu 90 Prozent der positiven Testergebnisse bei Klinikpatienten Zufallsbefunde. 

Die DIVI-Daten veröffentlicht das RKI donnerstags in seinen Wochenberichten. Am 28. April gab es auf Seite 20 den Impfstatus von knapp drei Viertel aller Patienten in Deutschland bekannt, die vom 28. März bis zum 24. April mit positivem Coronatest auf einer Intensivstation behandelt wurden. Daraus geht hervor: Der Anteil der ungeimpften Intensivpatienten war zuletzt sogar kleiner als deren Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Zunächst zur Gesamtbevölkerung: Dem Bundesinstitut zufolge waren Ende März, am Anfang des Erfassungszeitraums, aufgerundet 63,7 Millionen Menschen mindestens einmal gegen Corona geimpft. In Deutschland leben etwa 83,2 Millionen Menschen. Also waren etwa 19,5 Millionen Menschen ungeimpft – 23,4 Prozent der Bevölkerung.

Laut DIVI waren aber im April nur 21 Prozent der Corona-Intensivpatienten ungeimpft. Ihr Anteil auf Intensivstationen ist demnach sogar geringer als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Ungeimpfte scheinen somit kein höheres Risiko für schwere Erkrankungen zu haben als Geimpfte.

Höheres Risiko für schwere Verläufe nach erster und zweiter Impfung? 

Fragwürdig wird es bei den einmal, also unvollständig Geimpften. Auf den Intensivstationen betrug ihr Anteil laut DIVI nämlich 6,4 Prozent. Laut RKI lag er aber Ende März in der Gesamtbevölkerung nur bei gerade einmal rund 516.000 Personen bundesweit – das sind 0,62 Prozent der Einwohner. Demnach wurden sie rund zehnmal häufiger intensivmediznisch mit Corona behandelt, als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung dies bei völliger Wirkungslosigkeit des Vakzins vermuten lassen würde. Führt die erste Corona-Impfung somit zu einem höheren Risiko, schwer an Corona zu erkranken, und hat damit einen negativen Effekt?

Ende März hatte das RKI fast 76,6 Prozent zwei- bis dreimal – also vollständig – Geimpfte in Deutschland ermittelt. Ihr Patientenanteil auf Corona-Intensivstationen lag laut DIVI bei 72,6 Prozent, und damit nur knapp darunter. Mit etwas gutem Willen kann man also eine, wenn auch geringe, Wirksamkeit vermuten. Doch lediglich der Anteil der dreifach Geimpften, also Geboosterten, die einer Intensivbehandlung mit Corona bedurften, befand sich mit 47,5 Prozent deutlich unter ihrem Anteil an der Bevölkerung (59 Prozent).

Das wiederum wirft Fragen zu den zweifach Geimpften auf, die – noch – als vollständig geschützt gelten. Denn ihr Anteil an den Intensivpatienten auf Corona-Stationen betrug den Angaben zufolge 25,1 Prozent. In der Gesamtbevölkerung ermittelte das RKI aber nur noch 17 Prozent, die dieser Gruppe angehörten.

Charité-Studie: Schwere Nebenwirkungen viel häufiger als gemeldet

Allerdings sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Laut DIVI wurde der Impfstatus von fast 28 Prozent der Patienten von Ende März bis Ende April nicht übermittelt. Das Verhältis von Geimpften und Ungeimpften könnte sich in dieser Gruppe etwa gleich verteilen wie bei den bekannten Fällen. Das muss aber nicht zwingend so sein. Dies müsste untersucht werden, um genauer analysieren zu können.

Das RKI hatte nun der Autorin mehrfach erklärt, man könne die DIVI-Daten nicht für Schätzungen der Effektivität der Impfstoffe verwenden. Der Grund: Das Alter der Patienten sei nicht explizit erfasst, und die Impfquoten seien bei Älteren höher als bei Jüngeren. Nur mit diesen Angaben könne man den Nutzen der Vakzine altersspezifisch gewichten. Die altersspezifische Nutzen-Risikoanalyse durch die Behörden erscheint allerdings so oder so sehr mangelhaft. Insbesondere für Jüngere tendiert das Sicherheitsprofil eindeutig ins Negative.

Der Charité-Professor Harald Matthes hatte in einer Studie – über die auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk, zuletzt die ARD (ab Minute 37) berichtete – 39.000 Menschen auf ihren Impfstatus hin untersucht. Bei sage und schreibe 0,8 Prozent der Teilnehmer, also bei acht von 1.000, registrierte der Mediziner dabei schwerwiegende Nebenwirkungen, die weit über kurzfristige unerwünschte Reaktionen hinausgingen.

Hochgerechnet auf derzeit rund 64 Millionen mindestens einmal Geimpfte in Deutschland ist demnach davon auszugehen, dass mehr als eine halbe Million Menschen durch die Impfung so schwer krank wurden, dass sie in einer Klinik behandelt werden mussten, lebensbedrohliche oder bleibende Schäden erlitten oder sogar starben. Diese Zahl nannte Matthes auch gegenüber dem MDR. Er beklagte, dass diese vielen Betroffenen nicht ernst genommen würden, häufig sogar ihre Behandlungen selbst bezahlen müssten, und forderte spezielle Ambulanzen für Impfgeschädigte.

Das für die Erfassung von Nebenwirkungen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) registrierte bis zum Jahresende 2021 aber "nur" knapp 30.000 Fälle, bei damals etwa 61,7 Millionen mindestens einmal Geimpften. Demnach wären fünf von 10.000 Personen betroffen. Ein neuerer Bericht lag diesbezüglich bis zum 4. Mai noch immer nicht vor.

Stimmen die Daten in der Charité-Studie, könnte es 16,5 mal mehr schwer Geschädigte geben. Träfe dies auch auf die bis zum Ende letzten Jahres gemeldeten 2.255 Todesfälle zu, könnten allein letztes Jahr mehr als 37.000 Menschen tatsächlich nach ihrer Impfung gestorben sein – das wäre ein Skandal.

Fünfmal häufiger Impfschäden als Intensivbehandlungen mit Corona? 

Das legt den Verdacht nahe, dass die Impfungen für viele Menschen weitaus risikoreicher sein könnten, als die Infektion mit der aktuell grassierenden Omikron-Variante des Coronavirus. Hier wäre zunächst zu überprüfen, wie viele Menschen von wie vielen positiv Getesteten in der Zeit vom 28. März bis 24. April 2022 auf einer Intensivstation behandelt werden mussten.

Den Tagesberichten des RKI zufolge registrierte das RKI in diesen vier Wochen rund 3,64 Millionen neue Coronafälle, die wahrscheinlich hohe Dunkelziffer nicht eingerechnet. Das DIVI-Intensivregister meldete in derselben Zeit 5.823 Neuaufnahmen positiv Getesteter auf den Intensivstationen. Das sind 0,16 Prozent von allen positiv Getesteten.

Stellt man dieser Zahl den von Charité-Professor Matthes ermittelten Anteil schwer Impfgeschädigter (0,8 Prozent) gegenüber, schrillen sprichwörtlich die Alarmglocken. Denn demzufolge erleiden Geimpfte insgesamt, unabhängig vom Alter, fünfmal häufiger einen schweren Impfschaden, als sie im Falle eines positiven Tests auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. 

In seinem Wochenbericht hat das RKI auf Seite 28 etwa sechs Prozent der gefundenen Coronafälle zwischen Ende März und Ende April näher beleuchtet. Dabei kommt es sogar auf eine noch niedrigere Rate an Corona-Intensivpatienten als das DIVI-Intensivregister, nämlich 0,06 Prozent. Das könnte damit zusammenhängen, dass der DIVI alle Verlegungen als Neuaufnahmen und somit als neue Fälle gemeldet werden. Möglicherweise ist die Zahl von 5.823 Corona-Intensivpatienten also zu hoch gegriffen.

Je jünger die Geimpften, desto höher der Negativeffekt

Aufgrund sehr großer Alterskohorten, die das RKI zusammenlegt, sind Analysen hier nur sehr eingeschränkt möglich. Das Forschungsinstitut unterteilt in die Altersgruppen fünf bis elf, zwölf bis 17, 18 bis 59, und über 60 Jahre. Von den über 60-jährigen Erkrankten wurden demnach 0,34 Prozent auf einer Intensivstation behandelt, 0,56 Prozent starben. Dass die Todesrate höher liegt als die Zahl der Intensivpatienten, könnte daran liegen, dass sehr alte und kranke Pflegeheimbewohner mitgezählt werden, die nicht mehr in eine Klinik gebracht wurden. Dessen ungeachtet zeigen die Zahlen, dass selbst bei den über 60-Jährigen die Gefahr von schweren Impfschäden wahrscheinlich höher ist als die einer schweren COVID-19-Erkrankung.

Noch deutlicher zeigt sich das Dilemma bei den jüngeren Erwachsenen unter 60 Jahren. Dort wurden laut RKI gerade einmal 0,016 Prozent der Corona-Erkrankten, also 16 von 100.000, auf einer Intensivstation behandelt, fünf von 100.000 starben – ob an oder mit Corona, ist in allen Fällen völlig unklar. Damit wäre das Risiko eines schweren Impfschadens, gemessen an den Charité-Ergebnissen, in dieser Altersgruppe sogar um das 50-fache höher als jenes, mit Corona auf einer Intensivstation zu landen.

Bei Kindern und Jugendlichen ist es sogar noch drastischer. Das Risiko, sehr schwer an Corona zu erkranken, liegt bei ihnen bei nahe null, während die schweren Impfnebenwirkungen vor ihnen keinen Halt machen. Im Gegenteil: Einige schwere Impfschäden, wie etwa Herzmuskelentzündungen, wurden bei jungen Menschen häufiger als bei älteren registriert. Auch bei Autoimmunerkrankungen gehen einige Forscher von einem höheren Risiko für Jüngere aus, weil das Immunsystem bei ihnen aktiver ist.

Ambitioniertes Wegschauen

Das Fazit aus den vorliegenden Daten spricht Bände: Mögen auch die Corona-Vakzine gegen frühere Varianten des Virus mindestens vorübergehend einen gewissen Schutz gebracht und zu einer positiven Nutzen-Risiko-Abwägung geführt haben – aktuell scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Und betrachtet man die Wochenberichte des RKI seit Beginn dieses Jahres, verschiebt sich das Resultat immer weiter ins Negative.

Die zuständigen Behörden und die Politik müssten auf diese Entwicklung reagieren, tun das bisher aber nicht. Auf frühere gezielte Anfragen nach dem Nutzen-Risiko-Verhältnis reagierten die Verantwortlichen bisher abweisend: Auf Berechnungen einzelner könne man nicht eingehen, hieß es unisono. Offenbar möchten sich die Behörden mit solchen Hinweisen nicht befassen. Nach großem Interesse an der "Volksgesundheit" sieht das nicht aus, eher nach ambitioniertem Wegschauen.

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