Europa

Erneut Chaos: Probleme bei der deutschen Flugsicherung schränken Flugverkehr in Europa weiter ein

Das Chaos an deutschen Flughäfen geht weiter. Am Morgen führte ein Softwareproblem bei der Deutschen Flugsicherung zu weiteren Problemen beim innereuropäischen Flugverkehr. Die Schuldzuweisungen für die derzeit katastrophalen Zustände in der Luftfahrt gehen derweil weiter. Passagiere vermuten Absicht dahinter.
Erneut Chaos: Probleme bei der deutschen Flugsicherung schränken Flugverkehr in Europa weiter einQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Ein Softwareproblem in einem Kontrollcenter der Deutschen Flugsicherung (DFS) hat am Morgen zu weitreichenden Einschränkungen des Flugverkehrs über weiten Teilen Deutschlands geführt. Wie der Frankfurter Flughafen-Betreiber Fraport mitteilte, hat das Problem sogar Auswirkungen auf den europäischen Flugverkehr. Der Fehler sei inzwischen behoben.

Während die Probleme an den deutschen Flughäfen wegen vermeintlichen Personalmangels weiter anhalten und für  weitreichende Störungen im weltweiten Flugverkehr sorgen, kam es am Mittwochmorgen zusätzlich zu technischen Problemen bei der Deutschen Flugsicherung, die derzeit zu weiterem Chaos im gesamten Europäischen Luftraum führen. Grund war ein Softwareproblem beim Aufspielen eines Updates im Kontrollcenter Langen, wie eine Sprecherin der bundeseigenen Einrichtung erklärte. Die Störung konnte demnach am Morgen wieder behoben werden:

"Das Problem wurde um 8 Uhr erkannt. Im Laufe des Vormittags gibt es eine deutliche Verbesserung des Flugverkehrs."

Ab 9 Uhr sollte wieder der normale Betrieb möglich sein, erklärte die Sprecherin der DFS weiter. Zwischenzeitlich konnte allerdings nur eingeschränkt geflogen werden - und das hat bereits jetzt schon weitreichende Konsequenzen.  Nach Angaben des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport habe die kurzzeitige Störung zu ernsthaften Verzögerungen im Betriebsablauf des wichtigen Drehkreuzes und weiteren Flugausfällen geführt. Das habe Auswirkungen auf den gesamten Flugplan und führe zu Ausfällen im europäischen Flugverkehr, teilte der Flughafenbetreiber am Mittwoch mit. 

Den Fluggästen werde daher empfohlen, vorab den Flugstatus zu prüfen und sich möglichst früh am Check-in-Schalter einzufinden. Doch eines ist bereits jetzt klar: Die Flug-Annullierungen an den beiden deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München werden im Laufe des Tages sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland für Chaos im bereits zuvor empfindlich gestörten Flugverkehr sorgen.

So sind die Nachwirkungen der durch das Softwareproblem in Langen verursachten kurzzeitigen Einschränkungen im Luftverkehr auch am Flughafen München zu spüren. "Momentan haben wir Stand 8.45 Uhr zehn gecancelte Flüge", erklärte ein Sprecher des Flughafens der Bild-Zeitung. Am Flughafen Köln-Bonn wurden bisher 8 Flüge gestrichen und in Düsseldorf fallen gleich 15 Flugverbindungen wegen der technischen Störung bei der Deutschen Flugsicherung aus. 

Zuvor war es in der Schweiz sogar zu einer kompletten Stilllegung des Flugverkehrs gekommen. Dort hatte die Schweizer Flugsicherung den Luftraum des Landes vergangene Woche für Verkehrsflugzeuge ebenfalls wegen einer technischen Störung gesperrt. Allerdings gänzlich. Von dem Ausfall waren nach Angaben der Betreiber alle Flughäfen in dem Land betroffen, darunter Genf, Zürich, Bern und Basel. Auch Überflüge waren über Stunden nicht möglich. Flugzeuge, die auf dem Weg in die Schweiz waren, mussten infolgedessen auf andere Flughäfen in Mitteleuropa ausweichen. Auch hier war das Chaos perfekt. 

Dabei blieben die Passagiere schon in den vergangen Wochen in vielen Fällen buchstäblich auf ihren bereits gepackten Koffern sitzen - manche zu Hause, da der Flieger erst gar nicht startete, und andere in überfüllten Terminals, wo sich zu Ferienbeginn teils mehrere Hundert Meter lange Schlangen bildeten. Somit steht fest: Reisende brauchen derzeit ein dickes Fell - an den Flughäfen herrscht das blanke Chaos. Stundenlange Verzögerungen bei der Abfertigung, entnervte Passagiere, verpasste Flüge – so sieht derzeit die traurige Realität an nahezu allen  deutschen Flughäfen aus. Dazu erklärte die Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Claudia Müller (Bündnis 90/Die Grünen), gegenüber dem Boulevardblatt Bild:

"Wir mussten alle lange pandemiebedingt aufs Reisen verzichten. Also wollen viele Menschen nun endlich wieder raus und ihre Ferien genießen. Dass so ein Zeitpunkt kommen würde, war auch nicht schwer vorherzusehen."

Es sei "umso frustrierender", wenn "nach den enorm schwierigen Corona-Jahren" nun die "hohen Passagierzahlen gerade auf personelle Engpässe im Luftverkehr" stießen. Es sei "in der gesamten Flugbranche anscheinend zu erheblichen Fehlplanungen" gekommen. Die Verantwortung für die Misere schieben sich die Verantwortlichen derweil gegenseitig zu. So gab der für Tausende Flugstreichungen verantwortliche Chef der Lufthansa, Carsten Spohr, mit Blick auf den massiven Personalmangel zwar zu, dass der Vorstand es "an der ein oder anderen Stelle" mit dem Sparen übertrieben habe.

Aber Eingeständnisse machen oder gar etwas dagegen tun? Fehlanzeige. So schiebt der Manager die Schuld lieber auf die zweijährige Zwangspause infolge der Corona-Pandemie. Das Hauptproblem sei nämlich gar nicht das fehlende Personal. Die derzeitigen Probleme  seien vielmehr auf das "Hochfahren des komplexen Luftverkehrssystems von fast Null auf derzeit wieder fast 90 Prozent" zurückzuführen, erklärte Spohr in einem Schreiben an die Passagiere.

Neben dem Personalmangel sorge insbesondere die derzeitige Teileknappheit infolge der Corona-Pandemie dafür, dass sich die Situation "kurzfristig kaum verbessern" werde, so der Manager weiter. Vielmehr müssten sich die Fluggäste auf Behinderungen im Luftverkehr bis in die Wintermonate einstellen. 

Auch eine Krisenschalte der Bundesregierung mit den Flughafenbetreibern, Airlines sowie der für die Sicherheitskontrollen an Flughäfen mitunter zuständigen Bundespolizei am Dienstag, führte lediglich zu gegenseitigen Schuldzuweisungen und fadenscheinigen Lösungsansätzen. Statt die in der Vergangenheit gemachten Verfehlungen einzugestehen, propagierte die Tourismusbeauftragte im Anschluss an die Telefonkonferenz lediglich, dass die Bundesregierung "schnell reagiert" habe, um die Situation zu entschärfen:

"Deshalb ist geplant, kurzfristig Bodendienstleister und Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen, ohne dabei die Sicherheits-, Sozial- und Arbeitsstandards zu vernachlässigen."

Doch der vermeintlich gute Plan hat einen großen Haken, der auch der Bundesregierung bewusst sein sollte. Denn das für die vermeintliche Lösung vorgesehene Fachpersonal wird für den Betrieb der jeweiligen heimischen Flughäfen im Ausland benötigt. So ist Personal mit Branchenfachkenntnissen rar und wächst eben nicht - auch wenn sich das die Bundesregierung vielleicht wünscht - in beliebiger Anzahl an Bäumen. Zudem kommt hinzu, dass das potentielle Personal entsprechende Zuverlässigkeitsüberprüfungen bestehen müsse. Eine solche kann jedoch mehrere Monate dauern. 

Immerhin gestand Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein, dass man den derzeitigen Mangel an Sicherheitskräften an den Flughäfen nicht mit Arbeitskräften aus dem Ausland kompensieren könne. Denn dafür sei weiterhin die Bundespolizei zuständig. Diese könne die erforderlichen Stellen allerdings nicht nachbesetzten. Und mit der Begründung gab Faeser dann versehentlich zu, was auch den Plan der Bundesregierung, ausländisches Personal für die Gepäckabfertigung sowie an den Check-In-Schaltern einzusetzen, letztlich erübrigt: Die Bundespolizei könne die vakanten Stellen nicht nachbesetzen, weil potentielle Bewerber eine "extensive Zuverlässigkeitsprüfung" durchlaufen müssten, die teils mehrere Monate dauert.

In beiden Fällen scheitert es zudem daran, dass allein die Rekrutierung des benötigten Fachpersonals sowie deren Einarbeitung bereits mehrere Monate dauert. Dies sei schon vor der aktuellen Welle an Urlaubern ein Problem gewesen, berichtet die Fachzeitschrift "Aero". Flughäfen und viele Airlines hatten in der Pandemie Personal abgebaut, welches ihnen jetzt in der Sommerreisezeit fehlt. Somit ist klar, eine Entspannung der Lage ist vorerst nicht in Sicht. So werden Fluggesellschaften wie die Lufthansa, Eurowings und Easyjet auch weiterhin Tausende von Flügen streichen, während die Reisenden schon am Flughafen sind. Aus Vorfreude auf den Urlaub wird Frust und Ärger.

Die heikle Lage spiegelt sich derweil auch auf Twitter wider. So berichtet etwa ein Twitter-Nutzer, dass die Fluggesellschaft "kommentarlos" seine Flüge storniert habe. "Hotel und Mietwagen hängen mit dran", schrieb er auf Twitter. Ein anderer twittert: "Es ist bemerkenswert, was man den Menschen so zumutet. Egal, ob Beschäftigte oder Passagiere – es ist kaum nachzuvollziehen."

Den offiziellen Ausreden der Verantwortlichen glauben viele Passagiere deshalb schon lange nicht mehr. Manch einer will gar nicht mehr fliegen. Aus Furcht, dass der Flug sowieso in letzter Minute gecancelt wird. Vielmehr sei das derzeitige Versagen des Systems gewollt, erklärte eine verärgerte Passagierin RP Online:

"Ich muss dringend beruflich nach Paris und bin einfach nur sauer. Hätte ich das früher gewusst, wäre mir viel Stress erspart geblieben. Dann hätte ich umgebucht. Aber ich denke, die Wut der Passagiere ist gewollt. Das erhöht den Druck auf die Arbeitgeber, die Forderungen zu erfüllen."

Mehr zum Thema - Chaosflüge in den Sommerurlaub: Gestrandetes Gepäck, Personalmangel und technische Probleme

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.