Russland

Dutzende kritischer Fragen an Putin flimmerten auf Bildschirmen – was hatte es damit auf sich?

Während des alljährlichen Podiums "Heißer Draht" des russischen Präsidenten mit der Bevölkerung erschienen auch Dutzende provokanter Fragen an Wladimir Putin auf den Studio-Bildschirmen. Auch diese hatten Bürger per SMS verschickt. Eine große Anzahl geriet ins Blickfeld des Präsidenten.
Dutzende kritischer Fragen an Putin flimmerten auf Bildschirmen – was hatte es damit auf sich?Quelle: RT © Screenshot

Während des Bürgerdialogs "Heißer Draht", der mit der alljährlichen Pressekonferenz des russischen Präsidenten zusammengelegt worden war, wurden auf mehreren Leinwänden im Studio auch viele unbequeme oder sarkastisch formulierte Fragen von Russen an ihren Präsidenten gezeigt. Darunter waren etwa die Frage, wann es in Russland zu einem Machtwechsel kommen werde, oder die Bitte an Putin persönlich, nicht für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Viele beschwerten sich über zu hohe Preise und Korruption. Als Beispiele hier einige Formulierungen:

"Warum weicht Ihre Realität von unserer Wirklichkeit ab?"

"Ist es möglich in jenes Russland umzuziehen, das im Fernsehen gezeigt wird?"

"Wir geben Europa und Asien unser Gas, wird es auch in Chakassien [Region in Südsibirien] Gas geben?"

Kritisiert wurden auch das Luxusleben einiger hoher Beamter und deren Auslandskonten sowie die Nachsicht der Regierung mit Prominenten, die Russland nach Beginn der militärischen Sonderoperation verlassen und diese öffentlich kritisiert hatten. Ein weiterer Appell an den Präsidenten, der eher einer Beschwerde gleicht, wählte folgende Formulierung:

"Kann man einen Krieg gewinnen, indem man sich in 'aktiver Verteidigung' befindet?"

Insgesamt erreichte die Anzahl solcher und ähnlicher Fragen Dutzende. Da die Fragen ziemlich konträr zu den zur gleichen Zeit gemachten Äußerungen des Präsidenten standen, inspirierte das viele Nutzer zu zahlreichen spöttischen Kommentaren im Internet. Derartige Fragen wurden von den Moderatoren der Veranstaltung jedoch nicht verlesen, und auch der Präsident selbst griff sie nicht auf. Allerdings versicherte Putin, dass er eine "dicke Mappe" mit vielerlei Fragen, darunter auch kritischen, von seinem Pressesekretär im Vorfeld der Konferenz bekommen habe.

Ähnliches passierte auch schon einmal bei dem "Heißen Draht" zum Jahresende 2017, wie die BBC in ihrem russischsprachigen Dienst erinnern wollte. In dieser Mitteilung wurde betont, dass kritische Fragen im Voraus mit dem Pressedienst des Kremls und den Organisatoren der Fernsehsendung abgestimmt würden. Der Pressedienst hingegen behauptete, dass die Fragen per Zufallsgenerator in Echtzeit auf die Bildschirme projiziert wurden.

Der britische Sender führte dies auf eine Wahlkampfstrategie des Präsidenten und auf die angeblich dafür gespielte Bürgernähe zurück. Putin war im März 2018 zum vierten Mal als Präsident wiedergewählt worden. Die nächsten Präsidentschaftswahlen in Russland finden nunmehr am 17. März 2024 statt. Erst vor wenigen Tagen hat Putin seine erneute Kandidatur für diese nächsten Wahlen bekannt gegeben. Seine Zustimmungswerte in Russland liegen laut verschiedenen Umfragen bei etwa 80 Prozent.

Lob aus der Ukraine

Ein Lob für den jüngsten Medienauftritt des russischen Präsidenten kam von ganz unerwarteter Seite. Der ehemalige Berater Alexei Arestowitsch beim Leiter des ukrainischen Präsidialamtes hob auf Telegram positiv die Art und Weise der Pressekonferenz des russischen Präsidenten hervor.

"Putin gibt eine Pressekonferenz vor einem gelb-blauen Hintergrund. Wenn Selenskij vor einem weiß-blau-roten Hintergrund gesprochen hätte, wäre er schon verbrannt worden. Putin nennt uns Brüder und ein gemeinsames Volk, und wir nennen sie (die Russen) Schweine und Orks. Bei Putin auf dem Bildschirm sind unbequeme Fragen von Russen zu sehen. Wir versinken mehr und mehr in "... schau nicht nach oben". Was glauben Sie, wer liegt jetzt im Vorteil: Wir oder sie?", fragte der ukrainische Politiker herausfordernd.

Seit seinem Ausscheiden aus dem Dienst im Präsidentenbüro Anfang des Jahres blieb Arestowitsch medial und politisch aktiv. Er kündigte bereits mehrfach an, für das Amt des Präsidenten der Ukraine bei den nächsten Wahlen kandidieren zu wollen.

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Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.