Meinung

Meuterei in Russland: Wie die Mediokratie im Westen das Scheitern übertünchen soll

Nach dem Scheitern des Westens im Bereich seiner Sanktionspolitik und diverser Militärinterventionen wird den Medien dort nun eine noch größere, vielleicht die erhoffte entscheidende Rolle im Zuge der hybriden Kriegsführung gegen jegliche US-Rivalen zugewiesen. Die ukrainische Gegenoffensive ist mittlerweile ins Stocken geraten. Wie springen Westmedien der ukrainischen Führung angesichts dessen jetzt bei?
Meuterei in Russland: Wie die Mediokratie im Westen das Scheitern übertünchen sollQuelle: AFP © Denis Charlet

Von Seyed Alireza Mousavi

Der Wettstreit zwischen dem kollektiven Westen und aufstrebenden Mächten im Osten wie Russland und China ist seit Februar 2022 mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges besonders deutlich in Erscheinung getreten. Der Westen um die USA als Hegemon erlebt allerdings in seinem geografischen Herrschaftsgebiet neue Verhältnisse: Er befindet sich derzeit in einer demographischen Katastrophe und wirtschaftlich in einer Phase der Deindustrialisierung in Europa sowie in einem sich langsam immer deutlicher abzeichnenden kulturellen Chaos angesichts jahrelanger Masseneinwanderungswellen.

Der sogenannte "Wertewesten" ist auch in letzter Zeit bei seinen Militärinterventionen auf ganzer Linie gescheitert, wie etwa in Afghanistan (USA und NATO) oder Mali (Frankreich und Deutschland). Der globale Süden macht zudem derzeit den USA zunehmend deren bald ein Jahrhundert währende Stellung als unumstrittene Finanzsupermacht streitig. Seit dem Ukraine-Krieg beschleunigt sich das Tempo der Abkehr vom System des US-Dollars als Weltreservewährung, welche die Macht der USA stabilisieren konnte. Denn bisher war der US-Dollar der wichtigste Hebel des Westens, um sein Sanktionsregime und seine Agenda weltweit wirksam und somit auch im globalen Süden durchzusetzen.

Nach dem Scheitern sowohl im Bereich der Sanktionspolitik als auch bei Militärinterventionen wird den Medien im Westen nun eine noch größere, vielleicht die entscheidende Rolle im Zuge der hybriden Kriegsführung gegen US-Rivalen zugewiesen, damit der Westen die mediale Propaganda als den letzten, aber auch einen seiner stärksten Hebel gegen den Rivalen nutzen kann. Das ist insofern nicht zufällig, als dass die westliche angebliche "Demokratie" bereits länger schrittweise zu einer "Mediokratie" umgebildet wurde, in der Meinungsmacher als Hauptakteure tagtäglich ein verzerrtes Bild über das Geschehen weltweit zu Gunsten vielmehr für die Sicht und den Glauben der westlichen Spitzenpolitiker und Lobbyisten propagieren, um öffentliche Meinungen zu manipulieren.

Ein prägnantes Beispiel dafür boten die gescheiterten Unruhen in Iran im letzten Jahr. Es wurde ein total falsches Bild über das Ausmaß und die Form der Proteste nach dem Tod einer 22-jährigen Iranerin in der Hauptstadt Teheran verbreitet. Die westlichen Medien bauschten den Vorfall zu einem "Verbrechen" auf, damit die USA hoffentlich der iranischen Führung ihr Diktat bei den Atom-Gesprächen aufzwingen könnten. Die USA griffen seinerzeit deswegen zu einem Medienkrieg gegen Iran, da die jahrzehntelangen Sanktionen gegen Teheran nicht gewirkt hatten.

Auf den Medienkrieg gegen Iran folgt offenbar nun eine Steigerung der medialen Kampagne gegen Russland, die sich in den vergangenen Tagen vor allem auf die längst gescheiterte Meuterei der Wagner-Gruppe gegen die Kremlführung fokussierte. Daneben ist die zuvor bejubelte ukrainische Gegenoffensive mittlerweile auch längst ins Stocken geraten und ist faktisch gescheitert. Nun springen die westlichen Medien der ukrainischen Führung bei, indem sie versuchen, die russische Gesellschaft als angeblich gespalten und geschwächt vorzuführen. Die westlichen Leitmedien werten dabei anonyme und wie üblich nicht verifizierbare Videos in sozialen Medien auf, indem sie solche zitieren und als gesicherte Fakten erscheinen lassen. Sie versuchen damit, Konflikte innerhalb der Gesellschaft der US-Rivalen (wie Russland und auch China) zu schüren. 

Der Meuterei in Russland vorausgegangen war ein Befehl des Verteidigungsministers Sergei Schoigu, dass solche "Freiwilligenverbände" wie die Wagner-Gruppe bis zum 1. Juli endlich klare Verträge mit dem russischen Militär abzuschließen müssten. Der Streit zwischen Prigoschin als Wagner-Chef und Schoigu war schon vor dieser Eskalation ein offenes Geheimes, von Prigoschin gern auch zur öffentlichen Selbstdarstellung benutzt. Eine unbewiesene Behauptung führte aber dazu, dass der Wagner-Chef gegen die Kremlführung zu rebellieren versuchte: Prigoschin erhob den Vorwurf, der russische Verteidigungsminister habe die Angriffe auf Stützpunkte der Wagner-Truppen angeordnet. Ein gefälschtes Video über diese Behauptung ging in sozialen Medien dermaßen viral, dass sich Prigoschin veranlasst sah, gegen seinen eigenen Staat zu rebellieren.

Der Aufstand der Wagner-Gruppe in Russland ist als eine Eintagsfliege gescheitert. Die russische Gesellschaft hat ihre Geschlossenheit in der Ablehnung dieses Aufstandes bewiesen. Die Gefahr bleibt aber weiterhin latent, weil bereits angebliche neue Erfolge der ukrainischen Truppen auf dem Schlachtfeld mit der Unruhestiftung in Russland in Verbindung gebracht werden. Westliche Medien schwadronieren schon eifrig über den ach so "guten Putsch".

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