Meinung

Kampagne gegen WM-Gastgeber: Warum wird Katar im Westen angefeindet?

Symbolträchtige internationale Veranstaltungen sind bislang eine Bühne gewesen, auf der der Westen seine Wertvorstellungen propagiert hat. Nun entzog der Gastgeber Katar dem Westen die Chance, dass die Fußballweltmeisterschaft zu einem Schauplatz der westlichen Grundwerte mitsamt der sogenannten Selbstbestimmung und Abschaffung der Familie wird.
Kampagne gegen WM-Gastgeber: Warum wird Katar im Westen angefeindet?Quelle: AFP © Daniel Roland

Von Seyed Alireza Mousavi

Der Golfstaat Katar als Ausrichter der Fußballweltmeisterschaft (WM) ist zur Zielscheibe medialer Angriffe vonseiten des Westens wegen angeblicher "Menschenrechtsverletzungen" geworden. Abgesehen davon, dass die Vorwürfe gegen den Gastgeber an Heuchelei und Doppelmoral kaum zu übertreffen sind, ist die Ursache für diese Medienkampagne woanders zu suchen. 

Die aktuelle Berichterstattung über Katar geht auf das Jahr 2021 zurück, als The Guardian über Arbeitsumstände in dem Golfstaat berichtet hatte. Die britische Zeitung "enthüllte" erstmals Sterberaten von Gastarbeitern, indem sie Daten der Regierungen ihrer Herkunftsländer gegenprüfte: "Mehr als 6.500 Arbeitsmigranten aus Indien, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka sind in Katar gestorben, seit das Land vor zehn Jahren den Zuschlag für die Fußballweltmeisterschaft erhalten hat." Anschließend kommentierte der Der Spiegel den Beitrag und schrieb: "Für unseren Torjubel starben 15.000 Menschen."

Es sollte etwas Licht in die Filterblase der westlichen Medien gebracht werden: Bei den Zahlen geht es um Arbeitsmigranten, die in Katar in den Jahren 2010 bis 2019, also innerhalb von zehn Jahren nach WM-Vergabe, gestorben sind. Diese Zahl wurde von der katarischen Regierung übernommen und sagt erst einmal nichts darüber aus, ob die Menschen bei der Arbeit gestorben waren. Sollte das der Fall gewesen sein, ist zu klären, ob diese Arbeit im Kontext der WM stand. Die Zahlen beziehen sich weder auf die WM noch auf die Arbeitsbedingungen. Laut FIFA sind vierzig Migranten im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft gestorben. Davon seien nur drei während der Arbeit gestorben, erklärte der Weltfußballverband. Trotz der Erklärung der FIFA beharren die Leitmedien in Deutschland weiterhin auf das Narrativ zu den Todesfällen von Gastarbeitern.

In den vergangenen Wochen haben sich die medialen Angriffe auf Katar intensiviert, nachdem der katarische WM-Botschafter Khalid Salman gesagt hatte, Katar respektiere zwar schwule Fußballfans in seinem Land, aber sie müssten die landeseigenen Regeln akzeptieren. In Katar ist Homosexualität verboten. Dies gilt auch für die deutsche Nationalmannschaft, die mit einer Sonderlackierung (mit dem Slogan "Diversity Wins") auf dem Lufthansa-Flieger zur WM reiste. Ebenso betrifft es die "One Love"-Aktion. Der Deutsche Fußball-Bund verzichtete nach der Androhung von Sanktionen durch die FIFA auf die "One Love"-Kapitänsbinde für Manuel Neuer, da Katar den westlichen Staaten keine Bühne für die Zurschaustellung der LGBTQ-Ideologie geben wollte. WM-Gastgeber Katar setzte zudem kurz vor der Eröffnung der Fußballweltmeisterschaft ein Verbot von alkoholhaltigem Bier rund um alle Stadien durch.

Vor diesem Hintergrund riefen zahlreiche westliche Politiker und Meinungsmacher öffentlich zum Boykott des Turniers auf. Symbolträchtige internationale Veranstaltungen waren bislang eine Bühne, auf der der Westen seine Wertvorstellungen propagiert hat. Nun entzog der Gastgeber Katar dem Westen die Chance, dass die WM zu einem Schauplatz der westlichen Grundwerte, der sogenannten Selbstbestimmung und Abschaffung der Familie wird. Hinzu kommt, dass sich Katar außenpolitisch nicht dem westlichen Diktat unterworfen hatte. Das Land schloss sich nicht dem sogenannten Abraham-Abkommen an und nahm bislang auch keine diplomatischen Beziehungen zu Israel auf. Zugleich pflegt Katar gute Beziehungen zur Hamas-Bewegung in Palästina und Hisbollah im Libanon, was ebenfalls für Verstimmung in den westlichen Medien sorgte und den Meinungsmachern reichlich Stoff für eine weitere Welle medialer Angriffe gegen das WM-Gastgeberland gab. 

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