Deutschland

Carola Rackete will "antikapitalistische Partei" und keinen "grünen Wachstumsdiskurs"

Der vermeintliche "Coup" um die Nominierung von Carola Rackete für die anstehenden Europawahlen spaltet Die Linke noch tiefer, als das ohnehin bereits der Fall ist. Die neue politische Richtung mit ihr scheint klar zu sein: Man möchte in Zukunft noch grüner als die Grünen sein. Die Frage stellt sich, wie viele Genossen bei der Kapitänin dann noch an Bord bleiben?
Carola Rackete will "antikapitalistische Partei" und keinen "grünen Wachstumsdiskurs"Quelle: www.globallookpress.com © Britta Pedersen

Für die Kipping-Linke gilt sie als die neue Hoffnungsträgerin. Für die Anhänger von Sahra Wagenknecht eher als finaler Sargnagel einer überflüssigen Partei. Im Interview mit dem Neuen Deutschland am Dienstag gibt die 35-jährige Kapitänin erstaunliche Einblicke in ihre politische Anschauung und ihre Pläne mit der Linken.

Grundsätzlich will sie nicht als Einzelperson, sondern als Teil einer Bewegung verstanden werden, die sich global für "Klimagerechtigkeit", die soziale Frage und Flüchtlinge jeglicher Couleur einsetzt und die als große Verfechterin von "NoCOVID" galt:

"Wir wollen eine Verbindung schaffen zwischen Parlament und den Menschen auf der Straße, indem wir Informationen, Ressourcen und Medienzugänge teilen und Themen, die in den sozialen Bewegungen gesetzt werden, ins Parlament bringen. Dafür entwickeln wir Rückkopplungsprozesse mit den verschiedenen Bewegungen, auch global. Dass das funktioniert, wird die große Aufgabe dieser Kandidatur sein."

Racketes Gesinnungsgenosse Maximilian Becker führt das noch etwas konkreter aus. Er meint: "Dass Carola jetzt ins Europaparlament will, ist ein Teil von etwas Größerem. Es geht um die Frage, wie wir in einer Zeit des fortschreitenden gesellschaftlichen Rechtsrucks, einer sich verstärkenden Klimakrise und eines sich vertiefenden Kapitalismus linke Antworten finden können. Eine linke Partei reicht dafür nicht, sondern es braucht eben auch sehr starke Bewegungsakteur*innen."

Der Dritte im Bunde, der "Klimaaktivist" David Dresen, wird noch etwas deutlicher: "Es braucht eine starke progressive, antikapitalistische, antirassistische und feministische Linke. Gleichzeitig wird auch eine solche Linke Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat nicht allein über das Parlament auflösen können. Das ist uns sehr wohl bewusst. Damit Parlamente aber überhaupt progressive Entscheidungen treffen, braucht es den Druck von der Straße." Auch stellt er fest, dass sich "die Grünen beispielsweise gerade eher von der Klimabewegung abkapseln. Dass sie den Druck von der Straße nicht mehr hinter sich haben, ist auch ein Grund dafür, dass sie sich gegen SPD und FDP nicht durchsetzen können."

Rackete will vor allem viele neue Leute für "die einzige klar antikapitalistische Partei, die einen anderen als einen grünen Wachstumsdiskurs setzt", begeistern. Angesprochen auf Kritik an ihrer Person durch die antikapitalistische Linke und nicht zuletzt darauf, dass die Parteispitze bei der Ernennung von Rackete die Basis einfach mal so übergangen habe, erwidert sie:

"Es ist durchaus üblich, dass Vorsitzende Vorschläge für Spitzenkandidaturen machen. [...] Insofern bin ich überzeugt, dass das vorgeschlagene Spitzenteam ein Abbild dessen ist, wie eine erfolgreiche Linke in Zukunft aussehen kann. Abgesehen davon ist meine Kandidatur ja bislang ein Vorschlag. Es gibt dann noch den Bundesausschuss, der die Liste bespricht, und den Europaparteitag im November, bei dem die Delegierten der Basis darüber abstimmen."

Interessant ist, von wem die Nominierung überhaupt ausging. Rackete dazu: "Die Linkspartei ist auf mich zugekommen. Die Europa-Abgeordnete Conny Ernst, die jetzt in Rente geht, hat sich gewünscht, dass ich ihr nachfolge. Zusammen mit Clara Bünger, die sich im Bundestag sehr für eine an den Menschenrechten orientierte Migrationspolitik einsetzt, hat sie mich darauf angesprochen. Ich war am Anfang sehr ablehnend, aber dann haben wir ebendiesen gemeinschaftlichen Prozess gestartet." Als Flüchtlingshelfer habe sie darüber hinaus schon viel erreicht. Anders sieht das bei der "Klimarettung" aus, eines ihrer ganz großen Herzensangelegenheiten. Sie will beide Bewegungen am liebsten zusammenbringen. Sie betont:

"Die Seenotrettung ist wirklich eine Position, in der man mal ganz konkret die Möglichkeit hat, Menschen zu helfen. Aber Nothilfe sollte man nicht gegen anderen Aktivismus ausspielen. Es hängt von der individuellen Situation, den eigenen Möglichkeiten und Interessen ab, ob man eher das eine oder das andere tut."

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