Europa

"Macron will uns kaufen": Polizeigewerkschaftler für gemeinsamen Arbeitskampf – auch mit Gelbwesten

Mit der Vigi Ministère de l'Intérieur hat eine weitere französische Polizeigewerkschaft ihre Solidarität mit den Gelbwesten bekundet. Generalsekretär der Gewerkschaft Alexandre Langlois erklärt, warum sich unter mancher blauen Weste eine gelbe verbirgt.
"Macron will uns kaufen": Polizeigewerkschaftler für gemeinsamen Arbeitskampf – auch mit GelbwestenQuelle: Sputnik

Das Interview mit dem VIGI-Vorsitzenden Alexandre Langlois wurde am Mittwoch, dem 19.12.2018 aufgenommen, vor den zu dem Zeitpunkt anstehenden Verhandlungen der vier größten Polizeigewerkschaften Frankreichs (von 14 insgesamt) mit Innenminister Christophe Castaner am Abend desselben Tages.

Einen Tag später erschienen Langlois' Aussagen geradezu prophetisch:

"Uns wurde ein Knochen zugeworfen, um Zwietracht zu säen […]".

Oder auch:

"Macron will uns kaufen."

Denn zum Beispiel der Vorsitzende der großen Polizeigewerkschaft Alliance Police, Jean-Claude Delage, gab sich nach den besagten Verhandlungen mit deutlich kleineren Zugeständnissen zufrieden, als sie vorher versprochen wurden. Und das, obwohl doch sein Vertreter Loïc Travers vor den mit Spannung erwarteten Gesprächen einen kompromisslosen Arbeitskampf und knallharte Verhandlungen angesagt hatte.

Nach der Ansicht der Gewerkschaft Vigi Ministère de l'Intérieur hat sich für die meisten französischen Polizisten also nichts geändert.

Alles klar? Nein? Sehr schön. Dann haben auch Sie jetzt ein Bild davon, wie gespalten die französischen Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes sind. Es darf also nicht weiter verwundern, dass von Teilen der französischen Polizei vor wenigen Tagen eine informelle Vereinigung ins Leben gerufen wurde, die von dieser Gewerkschaftslandschaft unabhängig ist. Sie soll aber auch andere öffentliche Dienste des Landes – Feuerwehrleute, Ärzte und Rettungskräfte, kurzum, alle, die mit Blaulicht fahren – und auch Militärpersonal einschließen. Sie heißt dementsprechend "Die Blaulichter" und organisiert sich im Internet unter dem Hashtag #lesgyrosbleus; ihre Mitglieder bevorzugen es zur Zeit, anonym zu bleiben. Auch Alexandre Langlois ruft seine Kollegen zur Unterstützung der "Blaulichter" auf.

Wer am französischen Phänomen des zivilen Ungehorsams unter Staatsangestellten interessiert ist, dem helfen die Namen weiterer informelle Vereinigungen, die etwas bekannter sind, vielleicht weiter: etwa PeC – "Policiers en Colère"  (dt.: "Polizisten in Wut") –, oder die Polizistenehefrauenvereinigung FFOC – "Femmes des Forces de l'Ordre en Colere" (dt.: Ordnungshüter-Frauen in Wut).

Warum die Gewerkschaft Vigi Ministère de l'Intérieur nach der Abspeisung der vier größten Gewerkschaften nun dennoch eine Fortsetzung des Arbeitskampfes angekündigt hat, wird mit der nun folgenden Videoerklärung ihres Generalsekretärs vor den Verhandlungen der vier großen Polizeigewerkschaften mit dem Innenminister des Landes deutlich.

Auch wenn sich Jean-Claude Delage von der Alliance Police letztendlich, ebenso wie seine drei Kollegen von anderen größeren Gewerkschaften, mit deutlich kleineren Zugeständnissen seitens des Innenministers zufrieden gab, seien hier dennoch die Worte seines Vize Loïc Travers wiedergegeben: Sie setzen die obige Videoerklärung der konkurrierenden kleineren Gewerkschaft gut in den Kontext.

Für heute Abend erwarten wir ein Gespräch mit Christophe Castaner – er soll uns einen Langzeitplan deutlich darlegen, und nicht bloß Mini-Lohnzusätze oder Mini-Überstundenentlohnung auszahlen. Wir brauchen einen allumfassenden Plan, eine konsequente Personal- und auch Finanzierungspolitik, damit das Ganze nachhaltig ist. Zuallererst zur Arbeitsentlohnung: 23 Millionen Überstunden sind nicht gedeckt. Der Minister selbst hat daran erinnert – und selbstverständlich kam diese Frage nicht erst heute auf den Tisch. Und in manchen Fällen sind die Überstunden lediglich mit einem Euro pro Stunde tarifiert, das ist einfach nur skandalös! In anderen Fällen sind die Überstunden noch nicht abgegolten, aber zur Jahresmitte ist bereits kein Geld mehr da, um meine Kollegen auszubezahlen. Wir wollen – für den Anfang –, dass man uns das auszahlt, was uns zusteht. Die Rede ist selbstverständlich von Überstundenabgeltung, aber auch vom Arbeitslohn, der zum 1. Januar 2018 hätte erhöht werden müssen. Doch die erste Maßnahme des Monsieur Macron bezüglich der Polizei, bezüglich der Staatsdiener, war eine Absage dieser Erhöhung – sie wurde auf den 1. Januar 2019 verschoben.

1. Januar 2019 – das ist quasi bereits morgen. Wir wollen, dass die für den 1. Januar 2019 versprochene Lohnerhöhung stattfindet – und wir wollen auch, dass man uns das Geld nachzahlt, das wir wegen der Absage der Erhöhung für das Jahr 2018 nicht bekommen haben. Das ist das Minimum für den Beginn der Verhandlungen, deren Ergebnis unser Verzicht auf eine Wiederholung der [Protest-] Aktionen unserer Bewegung sein soll.

In Anbetracht der sozialen und beruflichen Kategorie, zu der unsere Kollegen gehören, sind sie in den Stunden, in denen sie nicht in Uniform sind, "Gelbwesten".

Weil wir zur Mittelschicht oder sogar zum einfachen Volk gehören – wegen unserer Gehälter und Herkunft. Deshalb fühlen sich einige Kollegen als "Gelbwesten".  Wir wollen niemanden nachahmen. Der Geist der "Gelbwesten" steht sogar der Polizei nahe.

Man darf also gespannt sein, wie weit die französische Polizei dem Vorbild der Gelbwesten zu folgen bereit ist.

Mehr zum Thema – LIVE: Nach wochenlangen Gelbwesten-Protesten – Polizei fordert bessere Bedingungen

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