Meinung

Argentiniens "zu weiße" Fußballmannschaft im Fadenkreuz der woken Kämpfer der Gerechtigkeit

Nachdem westliche Tugendwächter erfolgreich an der zu Ende gehenden FIFA-Fußballweltmeisterschaft in Katar die LGBTQ-Flagge ins Rampenlicht zerren konnten, haben sie nun beschlossen, noch einmal draufzusatteln.
Argentiniens "zu weiße" Fußballmannschaft im Fadenkreuz der woken Kämpfer der GerechtigkeitQuelle: AFP © JUAN MABROMATA

Ein Kommentar von Robert Bridge

Während die Menschen in Argentinien den Erfolg ihrer Nationalmannschaft in Katar feiern, warf eine "linke" Autorin der Washington Post eine Rassismus-Bombe in die festliche Atmosphäre, indem sie die Frage aufwarf: "Warum hat Argentinien bei dieser Weltmeisterschaft nicht mehr schwarze Spieler in der Nationalmannschaft?"

Die Reaktion der südamerikanischen Nation auf Twitter war ebenso umgehend wie niederschmetternd: "Weil wir eine Nation sind und kein Disney-Film." In einem anderen Tweet vom selben Nutzer hieß es weiter: "Wir werden keinem Ignoranten erlauben, unser schönes Land als rassistisch hinzustellen. Billiger Progressivismus hat in Argentinien nichts zu suchen." Das fasst ziemlich genau die allgemeine Haltung gegenüber diesen woken Kreuzrittern für soziale Gerechtigkeit zusammen, die nicht aufgeben wollen, bis ihre spalterischen Botschaften den letzten Winkel dieses Planeten erreicht haben.

Der Meinungsartikel in der Washington Post wurde von Erika Edwards verfasst, einer Professorin an der Universität von Texas in El Paso. Darin behauptete sie anfänglich, dass ja "ungefähr ein Prozent" der 46 Millionen Einwohner Argentiniens "schwarz" sei. Die Washington Post schob später eine Korrektur nach und behauptete, es habe sich um einen "Fehler des Lektorats" gehandelt und stellte richtig, dass "die absolute Zahl der schwarzen Bevölkerung Argentiniens im Text zwar korrekt angegeben wurde, der Prozentsatz jedoch weit unter einem Prozent liegt und der Artikel dahingehend korrigiert wurde".

Mit anderen Worten, gemäß der Volkszählung von 2010 lebten in Argentinien lediglich 149.493 Menschen, die man als Schwarze bezeichnen kann. Und allein diese Zahl sollte verständlich machen, warum der 26-köpfige argentinische Nationalkader ausschließlich aus "weißen" Spielern besteht, obwohl die Autorin der Washington Post sich sehr bemühte zu betonen, dass sie in Wirklichkeit doch nicht "weiß" sind.

"Es wird deutlich, dass die argentinische Fußballmannschaft zwar keine Menschen afrikanischer Abstammung oder Menschen, die von den meisten als Schwarze bezeichnet würden, in ihren Reihen hat, sie jedoch auch keine 'weiße' Mannschaft ist", schreibt Edwards in ihrem Artikel, der im Wesentlichen einer Geschichtsvorlesung über den beliebtesten Sport der Welt gleicht.

Im Wesentlichen argumentiert Edwards, dass Argentinien einst von sehr viel mehr Schwarzen bevölkert wurde, aber jahrhundertelange europäische Einwanderung und Initiativen der Regierungen dazu geführt hätten, "dass das Schwarze aus der Nation getilgt wurde". Wie jede Nation, die kolonisiert wurde, erlebte Argentinien seinen ersten Zustrom von Schwarzen, als diese als Sklaven dorthin verschleppt wurden. Im Laufe der Zeit begannen sich diese Schwarzen und die Ureinwohner zunehmend mit Weißen zu mischen und sich als Weiße auszugeben, um einer Marginalisierung zu entgehen, was am Ende zu einem Land mit einer vielfältigen und bunten Mischung von Menschen führte. Die Hautfarbe dieser unterschiedlichen argentinischen Bevölkerungsgruppen tragen historisch entstandenen Bezeichnungen wie Morocho (hellbraun), Pardo (braun) und Trigueño (weizenfarben).

Edwards weist in ihrem Artikel darauf hin, dass Argentiniens berühmtester Fußballspieler, Diego Maradona, ein "nicht-weißer" Morocho war, der später "das Gesicht des argentinischen Fußballs" und ironischerweise einer "weißen Nation" wurde. Doch wann hat diese Tatsache jemals die angeblich fremdenfeindliche argentinische Öffentlichkeit gestört? Nie.

Ist es fair zu implizieren, dass Argentinien ein fanatisch rassistisches Land ist, wie Edwards zu glauben scheint, nur weil sich die "schwarze" Bevölkerung im Laufe der Jahrhunderte mit der "weißen" vermischt hat? Ist darüber hinaus die Vermischung von Rassen – nach der Logik der woken Glaubenslehre – nicht an sich etwas sehr Positives, gar das Gegenteil von Ausgrenzung und Segregation? Schließlich wird die Darstellung gemischtrassiger Paare in der Werbung, in Filmen und in anderen Medien stets als Förderung der Gleichstellung gefeiert. Doch das Endergebnis dieses Mischens und der Assimilierung ist dann unweigerlich die "Auslöschung des Schwarzen" sowie jeder anderen spezifischen Rassenmerkmale. Das passiert in einem Schmelztiegel, wie es der Volksmund nennt. Und es wird generell als eine gute Sache betrachtet – jedoch oft als Mythos entlarvt, wenn man den Begriff in Bezug auf die Vereinigten Staaten anwendet.

Schweden zum Beispiel hat Millionen von Migranten aus dem Nahen Osten erlaubt, sich in ihrem Land niederzulassen, wo sie in von Kriminalität verseuchte Ghettos am Rande der Großstädte ausgegrenzt werden. Diese Menschen integrieren sich nicht in das schwedische Leben. Und dies ist zu einer großen Schande, wenn nicht sogar zu einem nationalen Sicherheitsrisiko für dieses Land geworden. Tatsächlich hat das skandinavische Land vor Kurzem eine rechtskonservative, einwanderungsfeindliche Regierung gewählt, die sich mit dem Problem befassen will. Nochmals, wenn die Assimilation von Minderheiten in eine Kultur das ultimative Ziel ist, dann klingt all dieses Gerede über "Auslöschung des Schwarzen" sehr seltsam. Sollte es in Schweden zu einer arabischen Assimilation kommen, werden zukünftige woke Aktivisten dann die "Auslöschung des Arabischen" in diesem Land beklagen? Vielleicht ist es das, was so viele Menschen an dieser "linken" Kritik so sehr frustriert: "Weiße" – vorausgesetzt, es gibt sie überhaupt noch – scheinen irgendwie dazu verdammt zu sein, alles falsch zu machen, egal was sie auch tun.

Aber selbst wenn Argentinien ein Land wäre, das zu 90 Prozent aus Schwarzen bestünde, warum wäre es dann automatisch "rassistisch", wenn keine Schwarzen in der Nationalmannschaft wären? Wie in jedem Beruf sollten Athleten aufgrund ihrer individuellen Talente und Qualifikationen ausgewählt werden – und nicht, weil sie eine bestimmte Quote erfüllen.

Schließlich: Wenn die rassische Zusammensetzung der argentinischen Nationalmannschaft keine Fragen in der argentinischen Bevölkerung aufgeworfen hat, warum muss sich dann eine Professorin einer "woken" Universität in den USA dieser "Sache" annehmen? Das vielleicht Ärgerlichste an diesen Kämpfern für "soziale Gerechtigkeit" ist, dass sie automatisch davon ausgehen, dass das, was für sie selbst ein Problem darstellt, auch ein Problem für all jene Menschen darstellen müsse, die sie aus der Komfortzone ihrer fernen Elfenbeintürme beobachten. Und am Ende wird dadurch eine Spaltung zwischen Menschen erzeugt, wo bisher gar keine war.

Aus dem Englischen

Robert Bridge ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er ist Autor von "Midnight in the American Empire", Wie Konzerne und ihre politischen Diener den amerikanischen Traum zerstören. Er twittert unter @Robert_Bridge

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