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Russland: Materielle Prämien für die Zerstörung militärischer Ausrüstung in der Ukraine

Die an der militärischen Sonderoperation Beteiligten erhalten Prämien für die Zerstörung ukrainischer Ausrüstung. Ein vergleichbares Anreizsystem gab es auch während des Großen Vaterländischen Krieges. Wird die heutige Prämierung zu einer zusätzlichen Motivation für die Beteiligten der Sonderoperation?
Russland: Materielle Prämien für die Zerstörung militärischer Ausrüstung in der UkraineQuelle: Sputnik © Viktor Antonjuk

Eine Analyse von Aljona Sadoroschnaja

Inzwischen wurde die Höhe der Prämien bekannt, welche die an der militärischen Sonderoperation Beteiligten für die Zerstörung ukrainischer Ausrüstung erhalten. Der Fernsehsender Zvezda hat herausgefunden, dass der höchste Betrag – 300.000 Rubel (etwa fünftausend US-Dollar) – für die Zerstörung eines Flugzeugs gezahlt wird. Ein abgeschossener Hubschrauber wird mit 200.000 Rubel prämiert, eine Drohne mit 50.000 Rubel.

Die Belohnung für einen zerstörten ukrainischen Panzer beträgt 100.000 Rubel. Derselbe Betrag wird für besondere Verdienste bei der Dezimierung der feindlichen Streitkräfte und anderen Aufgaben gezahlt. Die Zerstörung von gepanzerten Fahrzeugen, gepanzerten Mannschaftstransportwagen (MTW), Mehrzwecktransportern, selbstfahrenden Artilleriesystemen, Abwehrsystemen wie S-300, Buk, Tor und Osa, sowie Mehrfachraketenwerfern wird jeweils mit 50.000 Rubel belohnt. Außerdem erhalten die Kämpfer zusätzlich 8.000 Rubel für jeden Tag der aktiven Teilnahme an offensiven Operationen.

Es sei daran erinnert, dass die Mindestvergütung für einen mobilisierten Soldaten derzeit bei 195.000 Rubel liegt. Sie beinhaltet eine monatliche Sozialabgabe und den Sold des Wehrdienstleistenden, der vom militärischen Dienstgrad und der Dauer der Dienstzeit abhängt.

Wenn man die Anzahl der zerstörten ukrainischen Ausrüstungen berücksichtigt, über die das Verteidigungsministerium regelmäßig berichtet, ist davon auszugehen, dass die Gesamtsumme der Prämien für diese Zerstörungen seit dem Beginn der Sonderoperation sich bis heute etwa auf 1,5 Milliarden Rubel belaufen. Die arithmetische Berechnung zeigt, dass die zerstörten 333 Flugzeuge mit fast 100 Millionen Rubel und die 176 Hubschrauber mit mehr als 35 Millionen Rubel prämiert wurden. Der Zerstörung von mehr als 2.500 unbemannten Luftfahrzeugen entsprechen mehr als 125 Millionen Rubel an Bonuszahlungen. Die Abschüsse von über 6.600 Panzern und anderen gepanzerten Kampffahrzeugen wiederum ergeben 661 Millionen Rubel, und die 7.227 militärischen Spezialfahrzeuge summieren sich auf 361 Millionen Rubel.

Der Militärexperte Alexei Leonkow erklärte gegenüber der Zeitung Wsgljad:

"Die Gewährung zusätzlicher Anreize an Soldaten für die Zerstörung feindlicher Ausrüstung ist eine normale Praxis, die seit Jahren praktiziert wird. Ich darf Sie daran erinnern, dass es im Großen Vaterländischen Krieg auch Prämien für abgeschossene Panzer und Flugzeuge gab. Und das, obwohl die finanzielle Lage unseres Staates nicht die beste war. Heute ist die Lage glücklicherweise viel besser."

Auch der militärische Analytiker Boris Roschin wies auf die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs hin. Auf seinem Telegram-Kanal erinnerte Roschin daran, dass während des Zweiten Weltkriegs für die Bombardierung Berlins eine finanzielle Belohnung an die Piloten ausgezahlt wurde. Mitte August 1941 war der Befehl über materielle Anreize für Piloten aller Arten von Flugzeugen ergangen – ein abgeschossenes feindliches Flugzeug wurde mit 1.000 Rubel vergütet.

"In historischen Kriegsfilmen sieht man oft heroische Szenen, in denen ein Panzer durch eine Granate oder einen Molotowcocktail in die Luft gesprengt wird. Für diese Tapferkeit erhielt der Kämpfer eine Prämie von 1.000 Rubel. War ein Trupp Soldaten an der Zerstörung eines Panzers beteiligt, erhielten sie zusammen 1.500 Rubel", so Roschin.

Wie schon im Zweiten Weltkrieg sei auch heute eine finanzielle Zuwendung für zerstörte Ausrüstung notwendig, um die Kämpfer zusätzlich zu motivieren, betont Leonkow. Und er fügte hinzu:

"Auf jeden Fall werden viele eine Prämie erhalten wollen, die sie dann nach Hause schicken können. Außerdem schließt eine solche Zählweise der zerstörten Technik merkwürdige Geschichten aus, laut denen angeblich mit einer Granate fast zehn Panzer zerstört wurden."

"Ich möchte darauf hinweisen, dass die Verwendung vieler moderner Waffen nicht nur einen Kämpfer miteinbezieht, sondern mehrere auf einmal. Wenn beispielsweise eine Panzerbrigade aus drei Männern besteht, werden sie, wenn das gegnerische Fahrzeug getroffen wird, die vorgesehenen 100.000 Rubel unter sich aufteilen. Dasselbe dürfte auch bei den anderen Waffensystemen gelten", ist sich der Experte sicher.

Alexander Bartosch, korrespondierendes Mitglied der Akademie der Militärwissenschaften, unterstrich seinerseits, dass die russischen Piloten und Infanteristen "nicht des Geldes wegen kämpfen, sondern einen Kampfauftrag erfüllen und das Vaterland verteidigen." Dabei, so der Experte, sei die materielle Förderung der ausgezeichneten Soldaten äußerst wichtig. Ferner sollte die Höhe der Anreize für Menschen, die ihr Leben riskieren, "höher sein und ein Zehntel des Wertes der abgeschossenen Technik betragen", so Bartosch weiter.

Außerdem erinnerte der Experte daran, dass während des Großen Vaterländischen Krieges die Piloten und Flak-Artilleristen einen finanziellen Anreiz erhielten, "doch dieser war angesichts der Lage des Landes gering." Heute seien auch erhebliche Zahlungen durchaus möglich, betonte Bartosch noch einmal. Und er fügte hinzu:

"Eine MiG-29 und eine Su-25 der ukrainischen Luftwaffe sind mehrere Dutzend Millionen Rubel wert. Die 300.000 Rubel für ein abgeschossenes Flugzeug sind nicht schlecht, man müsste aber den Wert der zerstörten Ausrüstung dazu in Relation setzen."

Der Experte ist – wie andere Sachverständige ebenfalls – der Ansicht, dass die Prämie zu gleichen Teilen unter den Beteiligten aufgeteilt werden sollte, wenn eine Gruppe von Kämpfern an der Zerstörung der Ausrüstung beteiligt war. Während des Zweiten Weltkriegs galt solches Gerät als in einem Gruppenkampf zerstört. Zudem sollte es zu keinen Problemen bei der Beweisführung kommen, dass eine bestimmte Maschine durch den einen oder anderen Kämpfer bzw. durch eine bestimmte Einheit zerstört wurde:

"Die Kampfflugzeuge sind mit Videoüberwachung ausgestattet. Luftkämpfe werden auf Video aufgezeichnet und es lässt sich leicht feststellen, wer daran beteiligt war. Heute geschieht die Vernichtung feindlicher Technik über große Entfernungen: identifizieren, finden, zielen, eine Rakete abfeuern", erklärte er im Interview.

Die Zerstörung von Ausrüstung der Bodenstreitkräfte könne zudem von Drohnen überwacht werden, die das Ausmaß des Schadens feststellten, egal ob es sich um einen Panzer, einen Mannschaftstransportwagen (MTW) oder eine Brücke handele. Blickt man auf die Erfahrungen des Großen Vaterländischen Krieges zurück, so musste die Zerstörung eines feindlichen Flugzeugs damals von der Infanterie bestätigt werden:

"Es gab ein Luftgefecht an der Front, wir haben gesehen, wie unser [Pilot] eine deutsche Messerschmitt abgeschossen hat."

Die Verfügbarkeit von Videomaterial mache die Aufgabe heute weitaus einfacher. Bartosch unterstrich:

"Das Videomaterial ist ein ziemlich eindeutiger Beweis dafür, dass das Ziel zerstört wurde."

Übersetzt aus dem Russischen

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