Europa

Ukrainische Asow-Naziverbände: "Zeit, in die Offensive zu gehen"

Das ukrainische Militär kann zwar immer wieder kleinere "Erfolge" verbuchen, doch an vielen Abschnitten der Front muss es Positionen aufgeben. Parallel werden nun neue Offensiveinheiten aus Naziverbänden für die ukrainische Armee und Nationalgarde zusammengestellt.
Ukrainische Asow-Naziverbände: "Zeit, in die Offensive zu gehen"Quelle: Sputnik © Jewgeni Bijatow/RIA Nowosti

Um dem Mangel an Soldaten abzuhelfen, greifen die ukrainischen Behörden zu Zwangsrekrutierungen auf offener Straße überall im Lande zurück. Bilder von solcherlei Menschenjagden auf Jugendliche, aber auch Männer im fortgeschritteneren Alter machen in letzter Zeit die Runde in den sozialen Medien. Die gewaltsam zur ukrainischen Armee Eingezogenen durchlaufen bestenfalls eine rudimentäre Grundausbildung. Überwiegend unmotiviert für den Kriegseinsatz, werden diese armen Rekruten im "Fleischwolf" der ukrainischen Armee gegen die russischen Truppen verheizt. Doch dies ist nur die eine Seite der ukrainischen Rekrutierungspraxis. Parallel arbeitet die Ukraine an der Schaffung einer hochmotivierten Angriffstruppe.

Ideologisch motivierte Offensiveinheiten

Wie die Journalistin Susann Witt-Stahl recherchiert und in der jungen Welt publiziert hat, stellt das ukrainische Militär zurzeit in großer Eile neue Offensivbrigaden zusammen. Dafür werden neben je einem Verband der Polizei und des ukrainischen Grenzschutzes auch sechs Brigaden der ukrainischen Nationalgarde herangezogen. Dieser Formation, die dem Innenministerium untersteht, gehörten bis Februar 2022 etwa 60.000 Kämpfer an. Die neuen Angriffseinheiten sollen ausschließlich aus Freiwilligen bestehen die, wie – der ukrainische Innenminister Igor Klimenko es ausgedrückt haben soll – bereits "durch die Hölle gegangen" seien und "von Patriotismus angetrieben" sein sollen. Bislang hätten sich ungefähr 27.000 Bewerber gemeldet.

Die neuen Angriffseinheiten werden zu einem bedeutenden Teil auf die berüchtigten Asow-Kämpfer zurückgreifen, die sich in Mariupol im Stahlwerk Asow-Stahl verschanzt und dort Zivilisten als Geiseln genommen und als menschliche Schutzschilde missbraucht hatten. Die neofaschistischen Asow-Einheiten, die in der Tradition der nationalistisch-faschistischen OUN (Organisation ukrainischer Nationalisten) und UPA (Ukrainische Aufstandsarmee) stehen und sich positiv auf deren Kollaboration mit den Nazis während des Zweiten Weltkriegs berufen, genießen in Teilen der (west-)ukrainischen Gesellschaft Kultstatus. Witt-Stahl weist darauf hin, dass kürzlich eine Delegation von Asow in Paris zusammen mit dem ehemaligen Staatspräsidenten François Hollande die Vorpremiere des "Propagandafilms" (Witt-Stahl) "Ruhm der Ukraine" des NATO-affinen Publizisten Bernard-Henri Lévy gefeiert habe.

Privilegierte Stellung

Vor drei Wochen erst sei eine von Andrei Bilezki, dem Gründer von Asow, befehligte faschistische Spezialeinheit, die im Februar 2022 gegründet und dann in die ukrainische Armee eingegliedert worden war, zur Brigade vergrößert worden. Gleichwohl bleibe Asow ein paramilitärischer Großverband innerhalb der Nationalgarde – und fähig zu selbständigen Operationen. In einem Rekrutierungsaufruf heiße es: "Es ist Zeit, in die Offensive überzugehen. [...] Schreibe mit uns Geschichte. Komm zu Asow!" Den Asow-Freiwilligen werde eine "mehrmonatige Intensivausbildung in den Waffengattungen Artillerie, Panzer und Drohnen durch kampferfahrene Offiziere, ein lukratives Gehalt, medizinische Behandlung in staatlichen Hospitälern, später ein Universitätsstudium oder eine berufliche Laufbahn im Innenministerium" in Aussicht gestellt, so Witt-Stahl.

An der Front mit "Gleichgesinnten"

Asow verspreche den Freiwilligen "Kampfeinsätze an vorderster Front und mit Gleichgesinnten", was offensichtlich auf ideologisch motivierte Kämpfer abzielt. Als Ziel der "Kampfreise" werde ein Einsatz in Artjomowsk (ukrainisch Bachmut) angekündigt. Das ukrainische Militärkommando habe Asow für diese "entscheidende Schlacht" in "schwierigster Gegend" eine "neue Verantwortung" übertragen, zitiert Witt-Stahl den Asow-Gründer Bilezki. Man werde den "russischen Feinden" einen "heißen Winter" und "viele Überraschungen" bereiten.

Die Rekrutierungskampagne habe Asow mit Werbevideos nach "höchsten kulturindustriellen Standards der Hollywoodkriegsfilme" aufgezogen, erläutert Witt-Stahl. Dabei werde unter der Devise "Ohne Kampf gibt es keinen Ruhm!" an "niederste Gewaltinstinkte appelliert".

Mit Unterstützung des Facebook-Konzerns

Schließlich weist Witt-Stahl darauf hin, dass der US-Konzern Meta Platforms, dem unter anderem Facebook, Instagram und WhatsApp gehören, Asow im Januar 2023 von der Liste gefährlicher Organisationen gestrichen habe. Die Freigabe von Hunderten Asow-Konten ermögliche der Einheit nun uneingeschränkte Propaganda – in der Ukraine, aber auch weltweit. Asow verfügt längst nicht nur über eine militärisch-paramilitärische Doppelstruktur im ukrainischen Staatsapparat – durch die Unterstellung unter das Innenministerium und die Integration in die Armee. Asow verfügt auch über Terrormilizen, die gegen die Opposition eingesetzt werden. Parallel organisiert sich das faschistische Netzwerk als Bewegung und Partei, der "eigene Mode- und Musiklabels und ein Merchandisenetzwerk gehören".

Die Propaganda von Asow betone stets, dass sich die Formation von der Nazi-Ideologie losgesagt habe, was offenkundig nicht der Fall ist. Denn diese Propagandalüge wird von der "faschistische(n) Kriegshetze, Herrenmenschenideologie und Heldenmythen" (Witt-Stahl) Asows laufend widerlegt. So habe Bilezki erst am 3. Februar anlässlich des 94. Jahrestages der Gründung der OUN Stepan Bandera, Roman Schuchewitsch und "andere für den Holocaust mitverantwortliche Kollaborateure Hitlerdeutschlands" (Witt-Stahl) gewürdigt und erklärt: "Die OUN hat ihren historischen Auftrag erfüllt. Jetzt ist unsere Zeit gekommen."

Mehr zum ThemaUkrainischer Oppositionsführer im Exil: "Die Ukraine existiert faktisch nicht mehr" 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.

Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.