Europa

Polnischer Verteidigungsminister sieht Kreml hinter Beförderung des Ex-Botschafters Melnyk

Der umstrittene Botschafter der Ukraine in Deutschland Andrei Melnyk hat viel diplomatisches Porzellan in Berlin zerschlagen. Seine Demission stellte sich jedoch bald als Beförderung heraus: Der Bandera-Verehrer wurde nun in Kiew zum stellvertretenden Außenminister ernannt und macht damit einen Karrieresprung.
Polnischer Verteidigungsminister sieht Kreml hinter Beförderung des Ex-Botschafters MelnykQuelle: www.globallookpress.com © Michael Kappeler/dpa

Der polnische Vizepremierminister und Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak hat die Ernennung des ehemaligen ukrainischen Botschafters in Berlin, Andrei Melnyk, zum stellvertretenden Außenminister der Ukraine als schlechte Entscheidung bezeichnet.

"Meiner Meinung nach ist das eine schlechte Entscheidung", sagte Błaszczak am Dienstag im polnischen Rundfunksender Radio 24.

In der Beförderung Melnyks sieht der polnische Verteidigungsminister das Wirken der "Hand des Kreml". Er sagte dem Sender

"Ich glaube, dass es neben dem Betroffenen selbst noch eine weitere Person gibt, die mit dieser Entscheidung zufrieden ist – der Kreml-Besitzer. Es besteht kein Zweifel, dass dies so zu bewerten ist."

Błaszczak fuhr fort, dass er in einem Gespräch mit dem neuen ukrainischen Botschafter in Polen, Wassili Swaritsch, auf Melnyks positive Äußerungen über Stepan Bandera und dessen Rolle in der Geschichte aufmerksam gemacht und diese kritisiert hat.

Im Sommer hatte Melnyk in einem Interview mit dem deutschen Journalisten Tilo Jung den Nazi-Kollaborateur Bandera als "Freiheitskämpfer" bezeichnet. Zugleich bestritt der Diplomat die Verbindungen des ukrainischen Nationalistenführers zum Dritten Reich. Melnyk rechtfertigte die Massenmorde an polnischen Zivilisten durch Bandera-Anhänger in Wolhynien und Galizien während des Zweiten Weltkriegs damit, dass es angeblich auch auf der anderen Seite "viele Morde und Gräueltaten" gegeben habe.

Der Diplomat besuchte wiederholt Banderas Grab in München und andere Orte in Deutschland, die mit der Person des Nationalisten verbunden sind, und unterhielt ostentativ Beziehungen zu dessen Verwandten.

Zudem griff Melnyk wiederholt deutsche Politiker für jede Abweichung von der durch die ukrainische Regierung von Berlin gewünschten außenpolitischen Linie in beleidigender Form an. Er nannte den Bundeskanzler "beleidigte Leberwurst", freute sich, dass der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer "endlich auf die Fresse kriegt", und lud ihn aus der Ukraine aus, nannte die Mitverfasser eines offenen Briefes, die Waffenstillstand in der Ukraine gefordert hatten, einen "Haufen pseudointellektueller Versager", um nur einige der verbalen Entgleisungen Melnyks zu nennen.

Das Massaker von Wolhynien war ein Massenmord an polnischen Zivilisten im Jahr 1943 durch Mitglieder des militärischen Arms der Ukrainischen Nationalistischen Organisation (OUN) – der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA; in Russland als nazistisch und terroristisch verboten). Warschau betrachtet die von Banderas Gefolgschaft begangenen Morde als Völkermord und ethnische Säuberung. Die Zahl der Todesopfer wird je nach Quelle mit zwischen 100.000 und 130.000 Menschen angegeben.

Zugleich werden in Polen aktuell Denkmäler für die sowjetischen Soldaten, die Polen von der deutschen und nazistischen Besatzung im Zweiten Weltkrieg befreit und den nazistischen Völkermord an Slawen und Juden beendet hatten, abgerissen und geschändet.

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